{"id":516,"date":"2023-01-08T16:23:16","date_gmt":"2023-01-08T15:23:16","guid":{"rendered":"https:\/\/www.jobfails.de\/?p=516"},"modified":"2023-01-08T16:23:16","modified_gmt":"2023-01-08T15:23:16","slug":"wiedereingliederung-nach-krankheit-ist-das-sinnvoll","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.jobfails.de\/wiedereingliederung-nach-krankheit-ist-das-sinnvoll\/","title":{"rendered":"Wiedereingliederung nach Krankheit – ist das sinnvoll?"},"content":{"rendered":"

Bedingt durch eine l\u00e4ngere Krankheitsgeschichte k\u00f6nnen viele Arbeitnehmer nicht sofort zur\u00fcck in den Beruf und wieder Vollzeit arbeiten. F\u00fcr die Betroffenen ist es eine sehr schwierige Zeit. Manchmal ben\u00f6tig eine Heilung durchaus intensive Betreuung, ist kostenintensiv und an Arbeit erstmal nicht mehr zu denken. Aus diesem Grund wurde f\u00fcr die angeschlagenen Arbeitnehmer das Konzept der Wiedereingliederung gestaltet, damit diese m\u00f6glichst schonend in den beruflichen Alltag zur\u00fcckkehren k\u00f6nnen, sobald es der gesundheitliche Zustand zul\u00e4sst.<\/p>\n

\"\"<\/p>\n

Die Wiedereingliederung nach langer Krankheit ist f\u00fcr Betroffene und ihre Familien oft eine Herausforderung. Es ist wichtig, dass die R\u00fcckkehr in den Arbeitsalltag gut geplant und vorbereitet wird, um einen erfolgreichen \u00dcbergang zu gew\u00e4hrleisten. Dazu gibt es verschieden Modelle, die Vor- und Nachteile bringen k\u00f6nnen.
\nDie Frage bleibt aber bei allen immer gleich. Ist eine Wiedereingliederung sinnvoll?
\nSchauen wir uns daf\u00fcr erst einmal die Modelle an.<\/p>\n

<\/p>\n

Hamburger Modell<\/strong><\/h2>\n

So bezeichnet man die stufenweise Wiedereingliederung die helfen soll, sich wieder an die fr\u00fchere Arbeit heranzutasten. Der Erfolg ist jedoch stark davon abh\u00e4ngig, wie gut die Personalabteilung des Arbeitgebers diese Ma\u00dfnahme umsetzen kann.
\nEine Wiedereingliederung beginnt noch w\u00e4hrend der offiziellen Krankschreibung des Arbeitnehmers. Dieser wird vorerst stundenweise wieder an seinen alten Job herangef\u00fchrt, ohne ihn zu sehr zu stressen. Dadurch kann der Arbeitgeber sich die M\u00fche sparen, die Stelle neu zu besetzen und hat eine g\u00fcnstige Arbeitskraft, denn w\u00e4hrend der Wiedereingliederung innerhalb der Krankschreibung, erh\u00e4lt der Arbeitnehmer noch Krankengeld bzw. \u00dcbergangsgeld, jedoch nicht sein vorheriges Gehalt und das hat somit auch weitere Nachteile. Dies betrifft z. B. die Fahrtkosten zu seinen Lasten, wie auch Einbu\u00dfen bei den gesammelten Rentenpunkten.
\nAnders als das betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM), zu dessen Angebot Unternehmen verpflichtet sind, sobald ein Mitarbeiter mehr als sechs Wochen krankheitsbedingt ausf\u00e4llt, ist die Wiedereingliederung nach dem Hamburger Modell bisher noch eine freiwillige Ma\u00dfnahme und muss vom Arbeitgeber auch nicht genehmigt werden. Immer mehr Gerichtsurteile zeigen jedoch deutlich, dass es f\u00fcr den Arbeitgeber meist keine andere Wahl gibt. Schon gar nicht, wenn dies auch mit einem Attest vorliegt.<\/p>\n

Probleme<\/h3>\n

Im Internet liest man viele Geschichten von Personen, die eine Wiedereingliederung nach dem Hamburger Modell angefangen haben und nach relativ kurzer Zeit von ihrem Arbeitgeber als Teilzeit- oder wieder als Vollzeitkraft behandelt wurden und auch relativ schnell Termine, die nach dem eigentlich vorgesehenen stark verk\u00fcrzten Tag lagen, angesetzt wurden. Dass diese Personen derzeit nicht da sind, um wieder vollwertig zu arbeiten, geht je nach Job relativ schnell unter. Man sollte nicht vergessen, dass es einem keiner dankt, wenn man sich \u00fcberanstrengt und die Genesung gef\u00e4hrdet. Finanziell bringt einem dies auch nichts, da man trotzdem nur das Krankengeld bekommt. Je nachdem wie der Arbeitgeber tickt und wie die eigene Arbeit normalerweise organisiert ist, kann man eventuell schon im Vorfeld gut absch\u00e4tzen, ob eine solche Wiedereingliederung in einem Fiasko enden wird.<\/p>\n

Krankengeldbezug<\/h3>\n

Ebenfalls sollte man bedenken, dass die Zeit in der man f\u00fcr ein- und dieselbe Krankheit Krankengeld beziehen kann, bei maximal 78 Wochen Krankengeld innerhalb von 3 Jahren betr\u00e4gt. Diese wird durch den Versuch der Wiedereingliederung nach dem Hamburger Modell nicht unterbrochen! Das hei\u00dft, wenn man sechs Monate versucht die Wiedereingliederung zu machen, aber feststellt, dass es gesundheitlich doch nichts mehr wird mit der Berufst\u00e4tigkeit, dass man diese sechs Monate nicht wieder f\u00fcr die Fortzahlung des Krankengeldes zur\u00fcck bekommt. Je nach der pers\u00f6nlichen Situation (z. B. ohne eine Berufsunf\u00e4higkeitsversicherung) kann dies eine schlechte Entscheidung gewesen sein, da man dadurch einige Monate an Krankengeld nach hinten hin verliert, obwohl man eigentlich gearbeitet hat. Besser w\u00e4re es dann unter Umst\u00e4nden gewesen, man h\u00e4tte versucht ohne Krankschreibung in Teilzeit wieder ins Berufsleben einzusteigen, sofern man so viele Stunden arbeiten w\u00fcrde und der Arbeitgeber dies mitmacht, dass man finanziell nicht schlechter da st\u00fcnde, als mit dem Krankengeld. In diesem Fall w\u00fcrde man wohl, wenn man nach einigen Monaten in Teilzeit doch merkt dass es nichts wird, wieder krank geschrieben werden und h\u00e4tte noch den verbliebenen Anteil der drei Jahre Anspruch auf das Krankengeld. Wenn dieses irgendwann endet, w\u00fcrde man Arbeitslosengeld bekommen, aber nur sofern man dem Arbeitsmarkt auch zur Verf\u00fcgung steht. Ansonsten liefe man Gefahr die schlechte Erwerbsminderungsrente zu bekommen und dies trotz einiger Monate Arbeit eher, als es sein m\u00fcsste.<\/p>\n

Teilzeitarbeit<\/h2>\n

Diese Option haben wir oben bereits schon ein paar Mal erw\u00e4hnt, aber gehen wir nun etwas genauer darauf ein.
\nDie Teilzeitarbeit kann durchaus einige Vorteile bieten, sofern es der gesundheitliche Zustand zul\u00e4sst, dass man eben weniger lange arbeitet. Somit k\u00f6nnen beispielsweise Therapien am Nachmittag wahrgenommen werden oder auch wichtige Arztbesuche am Tag stattfinden. Zu beachten ist jedoch, dass man zwar nicht mehr so lange arbeitet wie vorher, allerdings wird die Arbeitslast dadurch nicht geringer.
\nSo kommen wir zum ersten und sehr ernsten Nachteil, denn bedauerlicherweise geschieht es schnell, dass man die gleiche Menge an Aufgaben erh\u00e4lt, wie vor der Erkrankung. So kommt es unweigerlich dazu, dass man diese ganzen Aufgaben nicht mehr in 40 Stunden, sondern dann in 25 oder 30 Stunden schaffen “darf”. Ob es dann eine tats\u00e4chliche Erleichterung f\u00fcr die Betroffenen ist, wage ich zu bezweifeln. Das Modell sollte dadurch auch nur wahrgenommen werden, wenn es einem schon gut genug geht.<\/p>\n

Teilzeitarbeit mit Verl\u00e4ngerung<\/h3>\n

Die Teilzeitarbeit kann man auch f\u00fcr einen vor\u00fcbergehenden Zeitraum aus\u00fcben mit dem Ziel, nach angemessener Zeit wieder auf Vollzeitarbeit umzusteigen.\u00a0 Dies nennt man dann “Teilzeitarbeit mit Verl\u00e4ngerung”. Hierbei wird zun\u00e4chst mit einer reduzierten Arbeitszeit begonnen, die schrittweise erh\u00f6ht wird, bis die volle Arbeitszeit wieder erreicht ist. Je nach Ausgangslage kann dies innerhalb weniger Wochen, Monate oder auch \u00fcber mehrere Jahre hinweg gezogen werden. Da sollte man jedoch vorsichtig mit sein. Schlie\u00dflich wird man bei Teilzeit auch weniger verdienen und da sollte man gut mit dem Arbeitgeber verhandeln, um nicht noch schlechter da zu stehen, als mit seinem Krankengeld. Das Modell der Teilzeitarbeit wird zudem auch nicht in allen Berufen m\u00f6glich sein.<\/p>\n

Rehabilitationsma\u00dfnahmen<\/h2>\n

Nicht immer werden Rehabilitationsma\u00dfnahmen von der Krankenkasse verordnet und bezahlt. In einigen F\u00e4llen zahlt sogar der Arbeitgeber diese Reha-Ma\u00dfnahmen.
\nZiel dieser Ma\u00dfnahmen ist es, den Betroffenen wieder fit f\u00fcr den Arbeitsalltag zu machen. Zum Beispiel durch gezielten Sport, Physiotherapie oder berufliche Weiterbildungen. Je nach Krankheit wird auch mal der komplette Arbeitsplatz neu gestaltet, damit die Arbeit in Zukunft wieder ausge\u00fcbt werden kann. Beispielsweise sorgt man f\u00fcr Barrierefreiheiten und Rollstuhlgerechte Schreibtische, etc.<\/p>\n

Der Vorteil von Rehabilitationsma\u00dfnahmen ist, dass sie sehr individuell auf die Bed\u00fcrfnisse des Betroffenen abgestimmt werden k\u00f6nnen und somit eine gezielte Unterst\u00fctzung bieten. Ein Nachteil ist jedoch, dass solche Ma\u00dfnahmen nicht immer angeboten werden k\u00f6nnen und auch nicht immer zum gew\u00fcnschten Erfolg f\u00fchren. Sie werden dadurch wenig genutzt und von immer weniger Arbeitgebern finanziell unterst\u00fctzt.<\/p>\n

Eingliederungshilfen<\/h2>\n

Neben den zuvor genannten M\u00f6glichkeiten gibt es auch die Option einer sogenannten Eingliederungshilfe.\u00a0 Diese kann in Form von finanziellen Leistungen oder auch in Form von Hilfe zur Pflege und Betreuung gew\u00e4hrt werden. Sie soll dazu beitragen, eine weitestgehend selbstst\u00e4ndige Lebensf\u00fchrung zu erm\u00f6glichen. Hierbei erh\u00e4lt man die Unterst\u00fctzung von “Case Managern”, die sich den pers\u00f6nlichen Fall vornehmen und als Ansprechpartner unterst\u00fctzend die Eingliederung begleiten. So k\u00f6nnen sie auch Kontakte zu bestimmten Fach\u00e4rzten vermitteln, Rehabilitationsma\u00dfnahmen einleiten oder anderweitig behilflich sein.<\/p>\n

Es gibt au\u00dferdem auch spezielle Wiedereingliederungsprogramme, die von einigen Sozialversicherungstr\u00e4gern angeboten werden. Diese Programme k\u00f6nnen besonders individuell auf die Bed\u00fcrfnisse der Betroffenen angepasst werden. Eine Wiedereingliederung nach langer Krankheit kann also durchaus auch durch externe Dienstleister unterst\u00fctzt werden.<\/p>\n

Mobile Wiedereingliederung<\/h2>\n

Dank der immer modernen Technik, kann die R\u00fcckkehr in den Arbeitsalltag auch in Form von Homeoffice oder in einem anderen geeigneten Ort au\u00dferhalb des Unternehmens erfolgen. Diese Methode kann f\u00fcr Betroffene besonders geeignet sein, die noch nicht in der Lage sind, den Anforderungen eines regul\u00e4ren Arbeitsplatzes gerecht zu werden, bzw. spezielle bauliche Voraussetzungen ben\u00f6tigen, um die Arbeit ausf\u00fchren zu k\u00f6nnen.<\/p>\n

Auch eine Arbeit in einer sogenannten “Werkstatt f\u00fcr behinderte Menschen” kann bei der mobilen Wiedereingliederung eine Option sein. Hier werden Menschen mit Beeintr\u00e4chtigungen besch\u00e4ftigt, die aufgrund ihrer Einschr\u00e4nkungen nicht in der Lage sind, einer regul\u00e4ren Arbeit nachzugehen. Je nach Krankheitsverlauf der Betroffenen, k\u00f6nnen diese somit gut ermitteln, welche Arbeiten k\u00f6rperlich noch gut erledigt werden k\u00f6nnen und entsprechend mit dem Arbeitgeber nach einer langfristigen L\u00f6sung suchen.<\/p>\n

Die Gefahr, dass man jedoch nicht ohne enorme Einbu\u00dfen in seinen “alten Job” zur\u00fcckkehren kann, sind enorm gro\u00df. Nicht zu unrecht sagt man auch “einmal raus und aus”.<\/p>\n

Fazit<\/h2>\n

Es gibt also viele verschiedene M\u00f6glichkeiten, um eine Wiedereingliederung nach langer Krankheit zu erm\u00f6glichen. Zun\u00e4chst kann eine Anpassung des Arbeitsplatzes oder eine Umschulung in einen anderen Beruf helfen, wieder in das Berufsleben zur\u00fcckzukehren. In vielen F\u00e4llen kann auch die Unterst\u00fctzung durch Rehabilitationseinrichtungen oder eine ambulante Rehabilitation sinnvoll sein. Hier werden gezielt therapeutische Ma\u00dfnahmen angeboten, um k\u00f6rperliche und psychische F\u00e4higkeiten zu verbessern und die Wiedereingliederung in den Alltag zu erleichtern. Welche Option am besten geeignet ist, h\u00e4ngt von den individuellen Bed\u00fcrfnissen und Einschr\u00e4nken ab.<\/p>\n

Allgemein sollte man sich gut \u00fcberlegen, ob man einer Wiedereingliederung offen gegen\u00fcbersteht und wertvolle Zeit im Krankengeldbezug damit opfern m\u00f6chte. Man kann sich ja immer noch direkt gesund schreiben lassen und erstmal nur noch Teilzeitarbeit vollziehen. Entweder beim alten Arbeitgeber oder eben bei einem neuen, wenn der alte Arbeitgeber diese M\u00f6glichkeit nicht bieten kann oder m\u00f6chte.
\nEs muss gut \u00fcberlegt werden.<\/p>\n

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Bedingt durch eine l\u00e4ngere Krankheitsgeschichte k\u00f6nnen viele Arbeitnehmer nicht sofort zur\u00fcck in den Beruf und wieder Vollzeit arbeiten. F\u00fcr die Betroffenen ist es eine sehr schwierige Zeit. Manchmal ben\u00f6tig eine Heilung durchaus intensive Betreuung, ist kostenintensiv und an Arbeit erstmal nicht mehr zu denken. 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